Dasein – Zuhören – Zeit haben

Begleitung von Familien mit schwerst- und sterbenskranken Kindern oder von Kindern mit schwerstkrankem und sterbendem Elternteil

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Christine Reimann war am 24.10.2012 zu Gast beim Sozialausschuss und berichtete von ihrer ehrenamtlichen Arbeit beim Ambulanten Kinder- & Jugendhospizdienst des Landkreises Böblingen.

Vor ca. 6 Jahren hat sie die Ausbildung für den Erwachsenenhospizdienst gemacht, merkte aber schnell, dass ihr als ehemalige Lehrerin die Arbeit mit Kindern mehr am Herzen liegt, so dass sie nach kurzer Zeit in den Kinder- und Jugendhospizdienst wechselte. Seitdem hat sie schon mehrere Familien mit einem schwerstkranken/sterbenden Kind oder Elternteil über viele Wochen begleitet, unterstützt und entlastet.

Der Ambulante Kinder- & Jugendhospizdienst mit Sitz in Hildrizhausen wird von Frau Cornelia Gros geleitet und finanziert sich ausschließlich durch Spenden verschiedener Unternehmen, Vereine, Organisationen und Privatpersonen. Träger ist der Ökumenische Hospizdienst im Kirchenbezirk Böblingen. Die 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in einer intensiven Kursreihe auf ihren Dienst vorbereitet wurden, gehören verschiedenen Konfessionen, Alters- und Berufsgruppen an und arbeiten ehrenamtlich. Sie stehen selbstverständlich unter Schweigepflicht und ihr Einsatz ist für die betroffenen Familien grundsätzlich kostenfrei.

Wenn der Hospizdienst angefordert wird – und das geschieht in der Regel durch die betroffenen Familien selbst – kommt die Einsatzleitung zu einem Erstbesuch. Hier werden die Bedürfnisse und Wünsche der Familie, des kranken Kindes und der Geschwisterkinder geklärt und eine individuelle Begleitung erstellt. Erst dann gehen die ehrenamtlichen Helfer in die Familien, die meist kräftemäßig völlig am Ende sind. Die Helfer sind zwischen 4 und 5 Stunden pro Woche in der Familie, kümmern sich um das kranke Kind, übernehmen Fahrdienste, spielen oder unternehmen etwas mit den Geschwisterkindern, helfen bei den Hausaufgaben, begleiten sie in ihrer Trauer, sind Gesprächspartner für die Eltern und ermöglichen ihnen auch mal für ein paar Stunden das Haus zu verlassen, während die Kinder versorgt sind.

In regelmäßigen Abständen (ca. alle 3 – 4 Wochen) kommen die Einsatzleiterin, der/die ehrenamtliche Helfer/in, die Familienmitglieder, manchmal auch die Betreuer/Lehrer der gesunden Geschwisterkinder an einem runden Tisch zusammen, um die aktuelle Situation zu beurteilen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Familie entscheidet dabei, ob eine Begleitung weiterhin benötigt wird oder der Einsatz beendet werden kann.

Frau Reimann schilderte eindrücklich anhand von konkreten (anonymisierten) Beispielen wie Einsätze der Helfer des Kinder- & Jugendhospizdienstes aussehen können und machte dabei deutlich, wie wertvoll und segensreich diese ehrenamtliche Arbeit ist. Sie betonte, dass es zum Glück im Moment genügend ehrenamtliche Begleiter gibt, so dass die Nachfrage im Kreis Böblingen zur Zeit gut gedeckt werden kann, dass aber trotzdem laufend weitere MitarbeiterInnen gesucht werden. Voraussetzung für eine Mitarbeit ist die Bereitschaft, sich selbst mit Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen, sich auf außergewöhnliche familiäre Situationen einzulassen und an den Gruppenarbeitstreffen, der Supervision und den Fortbildungen teilzunehmen.

Um die Arbeit des Kinder- & Jugendhospizdienstes bei jungen Menschen in der Gemeinde Holzgerlingen-Altdorf-Hildrizhausen bekannter zu machen, wird im Rahmen der Firmvorbereitung auch das Projekt Kinderhospiz angeboten. Für die diesjährigen Firmlinge findet die Veranstaltung am Samstag, 2. März 2013 statt. Dabei treffen sich die Jugendlichen mit Christine Reimann und Christa Halbartschlager, die ausführlich über ihren Dienst berichten und so einen Einblick in eine eher weniger bekannte Welt geben.

Anschließend werden gemeinsam Muffins gebacken, die am nächsten Tag nach dem Gottesdienst, in dem das Thema ebenfalls aufgegriffen wird, zugunsten des Kinderhospizes verkauft werden.

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Wie viele andere Organisationen und Gruppierungen, die sich in besonderer Weise der vielfältigen menschlichen Not annehmen, unterstützt der Sozialausschuss auch den Ambulanten Kinder- & Jugendhospizdienst finanziell in Form von Spenden.

 

Am Ende des Vortrages überreichte Albert Bühler Frau Reimann einen solchen Spendenscheck im Namen unserer Kirchengemeinde und bedankte sich bei ihr für die wertvolle Arbeit, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen ehrenamtlich leisten.

Für den Sozialausschuss
Jutta Stäbler

Weitere Informationen zum Ambulanten Kinder- & Jugendhospizdienst des Landkreises Böblingen im Internet: www.kiho-bb.de