Chronik

Katholische Erlöserkirche Holzgerlingen

Auch wenn wir im Jahr 2007 die 1000-jährige Wiederkehr der ersten urkundlichen Erwähnung Holzgerlingens feierten, so wissen wir doch, dass die Besiedlung unserer Gemarkung noch wesentlich weiter zurückreicht. Eine bedeutende alamannische Siedlung ist durch archäologische Funde gut belegt, und die Christianisierung dieser Einwohnerschaft dürfte sich etwa um das Jahr 700 allgemein vollzogen haben. Mit der ehrwürdigen Mauritiuskirche haben wir ein bis ins hohe Mittelalter zurückreichendes Bauzeugnis des Christentums.
Im Zuge der Reformation wurde 1534 auch Holzgerlingen evangelisch und über viele Jahrhunderte wird es höchstens vereinzelte Einwohner katholischer Konfession gegeben haben. Erst die zunehmende Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jh. führte zu einem nennenswerten Zuzug von Katholiken in unsere Region. 1939 war die Katholikenzahl mit 56 aber immer noch sehr bescheiden.

Dies änderte sich schlagartig mit der Ankunft der zahlreichen Heimatvertriebenen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bereits im Oktober 1946 befanden sich etwa 750 Katholiken in Holzgerlingen. Damit stellte sich auch die Frage des ökumenischen Zusammenlebens in einer völlig neuen Dimension. Bereits kurz nach Kriegsende stellten unsere evangelischen Mitchristen die Mauritiuskirche für katholische Gottesdienste zur Verfügung - ein für die damalige Zeit nicht selbstverständlicher Akt der Solidarität.

Trotz vielfältiger Not, die die Heimatvertriebenen bedrückte und trotz des Fehlens einer eigenen Kirche entwickelte sich bald ein reges Gemeindeleben. Bereits 1949 wurde für den Bau einer eigenen katholischen Kirche engagiert geplant und gesammelt. 1952 kam mit Hermann Schubert der erste katholische Pfarrer nach Holzgerlingen. Im Oktober 1952 konnte in der Kreuzerwasen-Siedlung, wo ein großer Teil der nach Holzgerlingen gekommenen Heimatvertriebenen ein neues Zuhause gefunden hatte, der erste Spatenstich für die neue Kirche getan werden. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, wie viel Engagement und Eigenleistung zahlreicher Gemeindemitglieder in dem Bau steckten, der im Juli 1954 geweiht wurde. Die Erlöserkirche war mit einer Länge von 36 m und 400 Sitzplätzen auf die ständig wachsende Katholikenzahl ausgelegt. Am 1. Juli 1961 schließlich wurde auch formell die Kirchengemeinde „Zum Allerheiligsten Erlöser“ gegründet, die bis heute aus den bürgerlichen Gemeinden Holzgerlingen, Altdorf und Hildrizhausen besteht.

Im April 1968 wurde in unserer Gemeinde erstmals ein Kirchengemeinderat gewählt - gewisse demokratische Elemente begannen auch in der Ortskirche Einzug zu halten.
1973 verabschiedete sich Pfarrer Hermann Schubert in den Ruhestand. In der Amtszeit seines Nachfolgers Pfarrer Werner Schmid wurde die Erlöserkirche einer Modernisierung im Innern unterzogen und 1976 mit dem Bischof-Sproll-Haus ein zeitgemäßes großzügiges Gemeindehaus erstellt.

1989 übernahm Pfarrer Josef Scherer als Seelsorger unsere Kirchengemeinde. Durch die Gemeindeerneuerung 1993 konnten viele neue Impulse für das innere Leben unserer Kirchengemeinde entwickelt werden, die bis heute nachwirken. 2003 wurde die Erlöserkirche grundlegend umgebaut und erneuert, um auch in der Raumgestaltung dem Gedanken der Gottesdienstgemeinschaft Rechnung zu tragen,

Heute gehören unserer Kirchengemeinde ca. 4600 Katholiken an, etwa 2800 leben in Holzgerlingen. Seit Herbst 2005 ist Anton Feil Pfarrer.

Wir können uns an der hellen, einladenden Kirche ebenso erfreuen wie an einem lebendigen Gemeindeleben, für das viele  Verantwortung übernehmen und an einer vertrauensvollen ökumenischen Zusammenarbeit. Die Herausforderungen der Zukunft sind groß. Dass wir in einer Zeit zunehmender Individualisierung von der Volkskirche Abschied nehmen und – nicht nur angesichts knapper werdender Finanzen – neue Strukturen in Betracht ziehen müssen, betrifft wohl alle großen Kirchen. Für uns Katholiken wirft der gravierende Priestermangel zusätzlich die Frage auf, in welcher Form unsere Kirchengemeinden in Zukunft noch eigenständig weiter existieren können. So dynamisch, wie sich unsere Kirchengemeinde in den letzten 60 Jahren entwickelt hat, so gravierend werden auch zukünftige Veränderungen sein ( müssen).
Vertrauen wir auf Gottes guten Geist, dass er uns Mut und Kreativität schenkt, um eine gute Zukunft für unsere Kirchengemeinde zu gestalten.

Horst Zecha