"Hinsehen würde helfen"

Besuch von Simone Kubina (Thamar - Beratungsstelle fur sexuelle Gewalt fur den Landkreis BB)

thamar

Thamar, so heißt die Beratungsstelle für sexuelle Gewalt für den Landkreis Böblingen.

Thamar, so hieß eine junge Frau in der Bibel. Die Tochter König Davids wurde von ihrem Halbbruder Ammon vergewaltigt und danach aus dem Haus gejagt. Thamar suchte Zuflucht bei ihrem Bruder Absalom. Der riet ihr zu schweigen, schließlich sei Ammon ihr Bruder. Auch König David erfuhr von der Vergewaltigung seiner Tochter – und unternahm nichts.

Diese biblische Geschichte ist heute leider so aktuell wie damals. Auf Einladung des Sozialausschusses unserer Kirchengemeinde gab Frau Simone Kubina, Diplom-Psychologin, am 13. März im Gemeindehaus St. Franziskus Einblick in ihre Arbeit bei der Beratungsstelle Thamar.

Hinsehen, nicht die Augen verschließen, nur so kann man den Opfern von sexueller Gewalt helfen. Thamar fallen dabei viele Aufgaben zu, in der Beratung, in der Therapie und ganz besonders in der Prävention. Über ein Notfalltelefon stehen rund um die Uhr eigens dafür geschulte und erfahrene Frauen für Informationen und Hilfe bereit.
Ein großes Problem bei sexueller Gewalt ist die Scham der Opfer. Nicht zuletzt deshalb, weil die Täter immer wieder aus der eigenen Familie oder aus dem engeren Bekanntenkreis kommen. Die Dunkelziffer sexueller Gewalt, die nicht angezeigt wird, ist hoch.
Erschreckend ist auch der erhöhte Anteil von Übergriffen durch Kinder und Jugendliche auf Kinder. Nur selten ist der „böse fremde Mann“, vor dem die Kinder so oft gewarnt werden, der Täter.

Schwierig kann die Situation natürlich auch für mögliche Zeugen werden. Soll man etwas unternehmen, obwohl vielleicht nur ein vager Verdacht besteht? Schließlich wiegt der Vorwurf eines sexuellen Missbrauchs schwer. Hier bietet Thamar auch den potenziellen Zeugen Beratung und Information. Niemand wird also mit seinen Fragen und Problemen alleine gelassen.

Ein großes Lob gilt Frau Kubina, die dieses schwierige Thema in so eindrucksvoller und lebendiger Weise dargestellt hat. Ihr Engagement, ihre allgemein positive Einstellung, ihr Aufruf, die Welt nicht schwarz, sondern eher weiß zu sehen, waren beeindruckend. Nicht Angst machen, sondern das Selbstbewusstsein von Kindern stärken, ist ihre Devise. Schade, dass nur so wenige Besucher bei diesem Vortrag waren.

Übrigens, die Arbeit von Thamar ist weitgehend von Spenden abhängig. Auch der Sozialausschuss unterstützt Thamar durch eine regelmäßige Spende. Falls Sie selbst spenden möchten, die Spendenkonten und viele weitere Informationen zur Beratungsstelle finden Sie im hier: http://www.thamar.de/

Hilde Bühler