Die Kirche hatte eine einfache Hallenstruktur und war wegen der Lage des Grundstücks nach Süden ausgerichtet. 2003 wurde sie renoviert. Vieles war nötig geworden, im Blick auf Mauerwerk, Fenster und Heizung. Aber auch das erneuerte Verständnis von Kirche als Communio – als Gemeinschaft von Glaubenden - erforderte ein Umdenken bzgl. der Raumgestaltung.
Der Grundriss wurde gedreht, die Außenwand an der Ostseite aufgebrochen und nach außen versetzt, der Altarraum in die Mitte der Feiernden gerückt. Die Kirche ist heute - im Gegensatz zu früher - nach Osten ausgerichtet.
So kam es auch zur Verlegung des Eingangs. Sie sehen in der Mitte den alten Eingang – jetzt Marienkapelle. Der neue Eingang ist an die Seite verlegt, so dass wir uns über den Kreuzgang dem Kircheninnenraum nähern können.
Wir betreten die Kirche und gelangen über den Windfang in den neu geschaffenen Kreuzgang Die Kreuzwegstationen an der Wand werden durch das Lichtband von oben beleuchtet. Durch die in den Boden eingelassenen Steine an der Seite wird die „Wegstruktur“ eigens hervorgehoben. Die Kreuzwegstationen stammen noch aus der "alten Kirche". Ursprünglich war der Kreuzgang an der gegenüberliegenden Seite der Kirche angebracht. Die Blickausrichtung ist deshalb bei dieser Aufhängung etwas unstimmig - quasi rückwärts gewandt. Inzwischen ist der Kreuzgang zum Kommunikationsgang der Gottesdienstbesucher vor und nach dem Gottesdienst geworden – ein wichtiger Ort der Begegnung.
Im Innenraum fällt als erstes auf, wie licht und hell die Kirche nun ist. Das war mit ein Grundanliegen der Renovation. Das Licht kommt aus den großen Westfenstern. Die gewollte Schlichtheit des Raumes betont die Bedeutung der Fenster. Es ist den Bauleuten wirklich gelungen, einen Feierraum zu schaffen.
Der ursprüngliche Altarraum nach Süden ist nun die Empore für den Chor. Er bietet auch weitere Sitzplätze bei gut besuchten Gottesdiensten.
Auf der anderen Seite sehen wir die Orgelempore.
Der neu geschaffene Altarraum setzt sich durch die Bodenfliesen vom übrigen Kirchenraum ab. Aus hellem Marmor sind die liturgischen Orte vom Künstler Rudolf Kurz aus Ellwangen gestaltet.
Beginnen wir beim Taufbecken, das vorne links vor dem Altar steht. Der Ort der Taufspendung ist in das Blickfeld der Gemeinde gerückt. Das Taufbecken ist wie Ambo und Altar aus Carara-Marmor geschaffen. Die offene Schale mit dem aufgebrochenen Stein zeigt auch noch etwas von der ursprünglichen Materialbeschaffenheit. Die Taufe ist das Sakrament der Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche. In der Taufe wird uns von Gott zugesagt: "Du bist mein geliebtes Kind".
Neben dem Taufbecken ragt eckig der Osterkerzenleuchter empor. Er erinnert an die Architektur des Turmes und trägt die Osterkerze, die jedes Jahr durch Frauen unserer Gemeinde selbst gestaltet wird.
Der schlanke Tabernakel wird getragen von Stelen aus Marmor. Tabernakel heißt "kleines Zelt" und erinnert an den Zug der Israeliten durch die Wüste. Seit der Frühzeit wird eucharistisches Brot als „Wegzehrung“ für Kranke und Sterbende in einem kleinen Zelt, eben dem Tabernakel, aufbewahrt. Neben dem Tabernakel brennt in einem roten Ölgefäß eine Flamme - das sog. "ewige Licht". Es ist das Zeichen, dass in der Kirche im eucharistischen Brot Gott gegenwärtig ist und uns Menschen einlädt, vor Gott zu verweilen und zu beten. Die Verheißung Jesu „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ wird durch das Licht anschaulich erfahrbar.
Der Ambo - der Ort der Verkündigung - ist dargestellt als aufgebrochenes Buch, das sich uns offen anbietet, das uns einlädt daraus zu hören. Der Ambo ist mehr als ein Lesepult, sein hervorgehobener Ort (Ambo kommt vom griechischen anabainein, d.h. hinaufsteigen) verweist auf seine Symbolik. Hier kommt in der Heiligen Schrift Gott zur Sprache, der auferstandene Herr richtet sein Wort an uns. ER hat uns etwas zu sagen, seine gute Nachricht, sein Evangelium. Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Ambo als „Tisch des Wortes“ in enge Beziehung gesetzt zum „Tisch des Brotes“, dem Altar.
Der Altar – der Tisch des Brotes - nimmt einen zentralen und hervorgehobenen Platz ein. Dies macht deutlich: Christus ist unsere Mitte. Der Altar ist der Tisch, an dem uns Christus wie beim letzten Abendmahl begegnet als Gastgeber und Gabe im Zeichen von Brot und Wein. Die Altarplatte liegt auf einem quer gestellten Kreuz als Grundträger. Es verdeutlicht das Anliegen der Kirchendrehung: quergestellt zum alten Grundriss. Vielleicht auch übertragen: die Herausforderung zu prüfen, wo Jesu Botschaft uns herausfordert, uns um der Menschen und des Lebens willen manchmal quer zu stellen.
Die Reliquien sind in der unteren Bodenplatte des Altars eingemauert und schaffen die Verbindung zu Glaubensvorfahren vor langer Zeit. Bei uns hier sind es: Jucundinus und Felicissimus, frühchristliche Märtyrer, von denen wir aber nichts Genaues wissen.
Hinter dem Altar hat der Künstler ein flächiges Kreuz ins Gegenlicht des Fensters der Altarrückwand gestellt. Der filigrane Korpus auf dem Vortragekreuz ist aus Weißgold und vermag vor der dunkleren Fläche aus dem Gegenlicht heraus zu strahlen.
Eine besondere Bedeutung kommt den Fenstern zu, die ebenfalls vom Künstler Rudolf Kurz stammen. Hinter dem Kreuz ist das Erlöserfenster: das Fenster zum Namen der Kirche. Weiß, Gelb und Blau symbolisieren die Bedeutungen von Licht, Erlösung, Wärme und Leben.
Das Fenster im Altarraum links ist von der Bedeutung quasi dem Mittelfenster vorangesetzt: die Schlange nimmt dem Baum des Lebens – oder einem angedeuteten Korpus - die Luft zum Atmen. Sie hat ihn sozusagen im Würgegriff. Die Versuchung, der Sündenfall... all das steht vor der Erlösung. Doch Hoffnung steckt auch in diesem Fenster mit der Blüte am Fuß des Baumes und den Farben des Himmels - regenbogenartig angedeutet - über dem Baum.
Im Fenster im Altarraum rechts sehen wir die Himmelsleiter nach oben streben. Sie ist nicht geradlinig, sondern immer wieder unterbrochen und in den Richtungen gewendet. Zeichen für den nicht ganz so gradlinigen klaren Weg zwischen Himmel und Erde.
Die 8 kleinen Fenster oben an der Längswand sollen den Schöpfungszyklus symbolisieren: vom Dunkel zum Licht, nicht orientiert an den einzelnen Schöpfungstagen, sondern vom Schwarz–Grau bis zum Goldgelb des Himmels.
Der alte Eingang wurde zur Marienkapelle umgestaltet.
Maria, eine junge Frau, die uns ihren Sohn entgegenhält, der mit weit geöffneten Armen dem Betrachter gegenübersteht. Die Muttergottes hat einen wunderschönen Platz im alten Eingangsbereich gefunden, umrahmt von Rosen, einem Rosenhag. Diese Figur aus Bronze wurde von Herrn Rudolf Kurz gänzlich neu entworfen und ist für viele zu einem liebgewordenen Ort geworden, zu einem Ort zum Innehalten, Beten, zum Sorgen loswerden, Ausheulen, Trost spüren und Hoffnung schöpfen. Bei entsprechendem Licht erstrahlt um die Hintergrundstele herum der Rosenhag im Fensterrahmen.
Aufmerksam machen möchten wir Sie noch auf das Kreuz draußen auf dem Vorplatz, das den vorherigen Kirchenraum lange Zeit geprägt hat. Das Kreuz ist heute umrahmt von der alten Eiche. Die Jahreszeiten geben ihm immer wieder ein anderes Gesicht: im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter. Vielleicht hat Sie der virtuelle Gang durch unsere Kirche neugierig gemacht. Wir freuen uns, wenn Sie kommen und die Kirche vor Ort in Augenschein nehmen. Ihre katholische Kirchengemeinde zum Allerheiligsten Erlöser. (Fotos Volker Winkler, Altdorf)