Chronik von Hildrizhausen
Die Anfänge unserer Kirchengemeinde in Hildrizhausen
Herr Johann Fritschi weiß davon zu berichten:
Vor dem 2.Weltkrieg hatte der Ort Hildrizhausen ca. 900 Einwohner und war rein evangelisch geprägt. Ende des 2. Weltkriegs setzte die große Völkervertreibung in den osteuropäischen Ländern ein. Mittellos und all ihres Besitzes beraubt kamen die Menschen zunächst in Auffanglager. Anschließend wurden sie Gemeinden zugewiesen. Auch nach Hildrizhausen kamen einige Familien, die weitgehend katholisch waren. Die Möglichkeit eine Sonntagsmesse zu besuchen, gab es anfangs nur in Böblingen. Ehningen und Holzgerlingen hatten damals noch keine eigenständigen Pfarrstellen. Öffentliche Verkehrsmittel gab es keine, daher musste man nach Holzgerlingen laufen und von dort mit dem Zug weiterfahren oder man marschierte gleich nach Böblingen.
Die Gemeinde feiert die ersten Gottesdienste
In späteren Jahren war es dann möglich, am ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr in der hiesigen evangelischen Nikomedeskirche einen Gottesdienst zu feiern. Später wurde den Katholiken der Sitzungssaal des heutigen Rathauses zur Verfügung gestellt. Dort konnten sie dann jeden Sonntag ihren Gottesdienst feiern. Die meisten Familien haben sich damals Stühle gekauft, um eine Sitzgelegenheit zu haben. Einige Stühle stehen noch heute auf der Empore der Franziskuskirche. Wieder später feierte man die Gottesdienste im alten evangelischen Kindergarten in der Rosnestraße. Der damalige Pfarrer Hermann Schubert ging oftmals zu Fuß von Holzgerlingen nach Hildrizhausen, um den Kindern hier an der Schule Religionsunterricht zu geben. Bis etwa 1957 gehörte die katholische Kirchengemeinde zu Ehningen und wurde von dort von Dekan Pöss betreut.
Bau und Einweihung der Franziskuskirche
1960 wurde schließendlich ein Grundstück von 27 a im Gewann "Steinachäcker" erworben. Auf diesem Platz befinden sich die heutige Franziskuskirche und das Gemeindehaus.
In den Jahren 1963/ 64 wurden die Planungen vorangetrieben und der Finanzierungsplan aufgestellt. Es sollte eine Fertigbaukirche nach den Plänen des Architekten Frank aus Herrenberg werden. Im Mai/Juni 1964 trafen die Baugenehmigungen vom Bischöflichen Ordinariat und vom Landratsamt ein und das Patronat „zum Hl. Franziskus von Assisi“ wurde angenommen. Am 5. September 1965 fand die feierliche Einweihung durch Weihbischof Wilhelm Sedlmaier statt. Die Prozession ging vom Haus der Familie Fritschi in der Schelmenäckerstraße über die Steinachstraße und die Schönbuchstraße bis zur Kirche, begleitet von Dekan Pöss aus Ehningen und Weihbischof Sedlmaier aus Rottenburg. Die Holzgerlinger Blaskapelle spielte Kirchenlieder. An den Straßen waren Blumen und Birkenzweige aufgestellt. Vor der Kirche übergab der Weihbischof den Kirchenschlüssel an Pfarrer Schubert.
Die Gründung des Ortsrates Hildrizhausen und Bau des Gemeindehauses
Dem 1991 gegründeten Sachausschuss Hildrizhausen (der Vorläufer des heutigen Ortsrats) war bald klar, dass es an Raum für Begegnungen mangelte. Die Mitglieder wollten mit neuen Räumlichkeiten ihre Vorstellungen einer aktiven und lebendigen Gemeindearbeit ermöglichen. Aus der Idee zum „Anbau eines Gemeinderaumes an die bestehende Sakristei“ wurde letztendlich der Bau eines Gemeindehauses neben der Franziskuskirche.
Einige wichtigen Meilensteine auf dem Weg zum Bau des Gemeindehauses waren die Einreichung des Bauantrages im Juni 1995, der Spatenstich im Mai 1996 und schließlich die feierliche Einweihung durch Pfarrer Josef Scherer im März 1997.
Das Gemeindehaus St. Franziskus mit seinen hellen freundlichen Räumlichkeiten wird bis heute gerne von verschiedenen Gruppen unserer Kirchengemeinde und darüber hinaus aber auch privat für Familienfeiern angenommen.
Die Renovierung der Franziskuskirche
Die defekte elektrische Kirchenheizung und die veraltete Elektroinstallation, die nicht mehr den Sicherheitsanforderungen entsprach, erforderten 2007 größere Renovierungsarbeiten. Ein neuer Verteilerschrank in der Sakristei, neue Heizkörper unter den Sitzbänken, neue Beleuchtungskörper im Altarraum waren notwendig. Gleichzeitig wurden noch manche Zusatzarbeiten, die nicht ausblieben, ausgeführt. Dank vieler fleißiger Hände konnten durch Eigenleistung die Kosten erheblich gesenkt werden.
Auf dem Dach der Franziskuskirche mit seiner idealen Südausrichtung wurde ebenfalls 2007 eine Photovoltaikanlage errichtet als Beitrag zum Klimaschutz bzw. zur Erhaltung der Schöpfung ganz im Sinne des Kirchenpatrons des Hl. Franziskus.
Unser Gemeindeleben heute
Über die Jahre hinweg haben immer wieder Menschen aus unserer Gemeinde in vielfältiger Weise und mit großem persönlichen Einsatz dazu beigetragen, dass es hier vor Ort ein lebendiges Gemeindeleben gibt mit Kirche und Gemeindehaus. Seit 1991 setzen sich die Mitglieder des Ortsrats Hildrizhausen für ihr Anliegen ein, die Gemeindearbeit zu gestalten, das gemeinschaftliche Miteinander zu fördern, den Glauben zu leben und weiterzugeben.
Was darüber hinaus noch erwähnenswert und für unsere Gemeinde sehr bereichernd ist: über die Jahre hinweg ist mit der evangelischen Schwestergemeinde ein gutes ökumenisches Miteinander geworden.
Dagmar Schweisthal und Anita Heck